Die Imagekampagne „Mein Königslutter“ ist eine Initiative des Innenstadtmanagements und der MachBar in Königslutter am Elm.
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Ich habe alles richtig gemacht.”
Als wir Sarina Nilsson vor gut einem Jahr interviewten, hatte sie zwei Tage zuvor ihren ersten Marathon erfolgreich absolviert. Nach dem im Anschluss an den Wettkampf eingelegten Regenerationstag empfing sie uns an ihrem Arbeitsplatz, der Buchhandlung Kolbe, die sie zum 1. Januar 2023 übernehmen wollte. Geradezu ansteckend war seinerzeit die Begeisterung, mit der die ehemalige Bankerin von ihren Plänen für „Sarinas Bücher- und Spieleparadies“ berichtete. In leuchtenden Farben malte sie aus, wie sie sich die Weiterführung der alteingesessenen Buchhandlung vorstellte, was sie gerne beibehalten und was sie auf jeden Fall ändern wollte. Inzwischen sind viele Monate ins Land gezogen und ihre überschäumende Begeisterung für ihr neues berufliches Umfeld ist ungebrochen. Die positiven Erwartungen der Neununddreißigjährigen wurden sogar übertroffen, wie beim zweiten Gespräch deutlich wird. Zwar habe sie den Stress, den die Geschäftsübernahme letztlich mit sich brachte, zuvor unterschätzt, doch bereue sie es keinesfalls, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben. Schließlich dürfe sie nun mit einem Spitzenteam zusammenarbeiten. Und die gute Stimmung, die in der Belegschaft herrsche, werde auch von den Kundinnen und Kunden als höchst angenehm wahrgenommen: „Fazit ist: Ich habe alles richtig gemacht.“
„Die Stadt hat einfach Flair.“
Seit mehr als anderthalb Jahrzehnten wohnt die zweifache Mutter in Königslutter am Elm. Hier ist sie schnell heimisch geworden. „Die Stadt hat einfach Flair.“ Besonders gefällt ihr, dass sich im Städtchen auf kleinem Raum so viel sehen und entdecken, aber vor allem auch fußläufig erledigen lässt. Sei es der Einkauf, sei es der Weg zur Schule oder früher zum Kindergarten: „Ich gehe jeden Tag zu Fuß zur Arbeit. Für mich ist das ein Luxus, den ich keinesfalls missen möchte.“ Auch nicht den „Schwenk über den Wochenmarkt“, den sie sich jeden Donnerstag gönnt, um ihren Obst- und Gemüsevorrat für die Woche aufzufüllen. Nicht von ungefähr seien sie und ihr Mann seinerzeit von Wolfsburg in die Kleinstadt am Elm umgezogen: „Hier grüßen die Leute freundlich zurück.“ Das weiß sie zu schätzen. Darüber hinaus genieße sie mit ihrer Familie wie auch ihren zahlreichen Gästen von außerhalb die abwechslungsreiche Gastronomie, die Königslutter zu bieten habe, ebenso wie die Möglichkeiten zum Wandern und Geocaching, die der praktisch direkt vor der Haustür liegende Elm biete. „Ich brauche nur vor der Haustür loszugehen und bin nach hundert Metern direkt im Elm. Das liebe ich.“
„Ich laufe für mein Leben gern.“
Der Elm ist aus vielerlei Gründen einer ihrer Lieblingsorte. Hier kann die Geschäftsfrau nach einem arbeitsreichen Tag gut zur Ruhe kommen, aber auch gemeinsam mit Mann und Kindern die „pure Natur“ genießen. Zudem findet sie in Wald und Feld auch optimale Trainingsbedingungen vor: „Ich laufe für mein Leben gern.“ Dabei liebt Nilsson es, sich mit anderen zu messen, setzt sich immer wieder neue Ziele, an die sie sich diszipliniert heranarbeitet. Es begann mit 10-Kilometer-Läufen, dann wagte sie sich an den Halb-Marathon heran und im Herbst vergangenen Jahres ging schließlich auch ihr Traum von einem erfolgreichen Marathon-Finish in Erfüllung. „Die Ziele, die ich mir setze, versuche ich immer auch umzusetzen.“ Was selbstverständlich nicht immer einfach sei. Doch beim Laufen helfe ihr das Motto: „Erstens, es schaffen. Zweitens, mindestens eine Person überholen. Und drittens, keinesfalls die Letzte werden.“ Das habe bisher glücklicherweise immer funktioniert. Inzwischen von dem durch die Geschäftsübernahme bedingten Stress wie auch von den Turbulenzen zum Schulbeginn im August wieder bestens erholt, hat die passionierte Läuferin nun ihr nächstes Ziel in Angriff genommen. Es ist der Hannover-Marathon am 14. April nächsten Jahres, für den sie selbstverständlich schon fleißig trainiert.
„Wir leben mit und vom Spielen, eigentlich gibt es kein anderes Thema.“
Doch stets an erster Stelle steht für die Neununddreißigjährige ihre Familie. „Das schönste Geräusch der Welt ist für mich, wenn meine Kinder lachen.“ Aus diesem Grund hat sie ihre Buchhandlung personell besser aufgestellt als die Konkurrenz. So kann sie auch mal außer der Reihe für die Kinder da sein. Diese freuten sich übrigens jetzt schon auf den bevorstehenden Königslutteraner Weihnachtsmarkt rund um die Stadtkirche, den auch sie deshalb keinesfalls missen möchte. Und wenn ihre Tochter wieder einmal den Kaiserdom besichtigen wolle, dann gingen sie dort gemeinsam auf Entdeckungstour und fänden stets etwas, was ihnen beim letzten Besuch noch nicht aufgefallen sei. Ein überaus beliebtes Spiel.
Überhaupt nimmt das Spielen in Sarina Nilssons Familie einen großen Raum ein, ist sie doch mit dem Spieleautor Nils Nilsson verheiratet: „Wir leben mit und vom Spielen, eigentlich gibt es kein anderes Thema.“ Auch deshalb habe sie aus der Buchhandlung Kolbe nicht nur ein „Bücher-“, sondern zugleich ein „Spieleparadies“ gemacht – unübersehbar gleich rechts vom Eingang. Könnte sie, wie sie wollte, würde sie darüber hinaus auch noch einen großen „Spieletreff“ mit angeschlossenem Café für Jung und Alt einrichten. „Das wäre tatsächlich mein Traum.“
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Ich hoffe, die Verbundenheit mit dem Betrieb an mein Kind weitergeben zu können.”
Der Weg über den ausgedehnten Innenhof des Ritterguts Lauingen bis hin zum ehemaligen Verwalterhaus, in dem der Gutsherr Karl-Friedrich Wolff von der Sahl mit seiner kleinen Familie lebt, ist lang. Rechter Hand liegen Wirtschaftsgebäude, linker Hand das in Teilen restaurierte historische Gutshaus, dessen ältester erhaltener Baukörper schon im vierzehnten Jahrhundert errichtet wurde. Der heute Siebenunddreißigjährige war 2015 nach zahlreichen Stationen im In- und Ausland in den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb zurückgekehrt. Doch auch während seiner langjährigen Abwesenheit hatte er sich dem Gut, das sich seit über 330 Jahren in direktem Familienbesitz befindet und als das älteste noch existierende Rittergut im ehemaligen Herzogtum Braunschweig gilt, eng verbunden gefühlt. Dafür habe schon seine Mutter gesorgt, die großen Wert darauf lege, dass ihre fünf Kinder nebst zahlreichen Vettern und Cousinen viel Zeit auf dem Hofgut verbringen, das infolgedessen Ankerpunkt, ein echter Lebensmittelpunkt für die weit verzweigte Familie geblieben sei. Und so war es letztlich nur konsequent, nach Lauingen zurückzukehren: „Ich hoffe, die Verbundenheit mit dem Betrieb an mein Kind weitergeben zu können.“
„Ich brenne für die Landwirtschaft.“
Doch einen Bauernhof zu erhalten und weiterzuentwickeln verlangt dem jungen Familienvater, dessen Sohn kürzlich ein Jahr alt wurde, einiges ab. Neben seiner Hauptbeschäftigung bei einem Hannoveraner Versicherungsunternehmen leitet er seit 2019 den landwirtschaftlichen Betrieb in Lauingen im Nebenerwerb gemeinsamen mit einem Kompagnon. Auf der Suche nach innovativen, Erfolg versprechenden Geschäftsfeldern spezialisierten sich die beiden Unternehmer über die traditionelle Landwirtschaft hinaus auf den Anbau von Aroniabeeren in Bioqualität, die sie zu Direktsaft verarbeiten lassen und unter anderem in Regiomaten vertreiben: „Jeder redet über Direktvermarktung und regionale Kreisläufe usw., irgendwann müssen wir ja mal anfangen.“ Die vitaminreiche Beere erfreut sich aufgrund ihres Gehalts an Polyphenolen, die als Antioxidantien wirken, einer stets zunehmenden Beliebtheit, weshalb sie vielfach auch als „Super-Food“ bezeichnet wird. Dass die Wahl ausgerechnet auf ihren Anbau fiel, habe aber auch damit zu tun, dass der Aroniabeerenstrauch sehr robust sei, an eher schwierigen Standorten gedeihe, maschinell zu ernten sei und die wenigen Schädlinge mechanisch bekämpft werden könnten, sich insgesamt also als eher genügsam erweise, so der Landwirt aus Leidenschaft: „Ich brenne für die Landwirtschaft.“
„In der Natur sein zu dürfen, dort Dinge und Vorstellungen zu verwirklichen, ist meine eigentliche Ernte.“
Geradezu greifbar wird seine Ehrfurcht vor der Natur, die für ihn genauso wie die Feier des traditionellen Erntedankfestes zu seinem Selbstverständnis als Bauer zählt, wenn er von der Schönheit des Elms, dem geradezu unschlagbaren Rauschen seiner alten Buchen, oder auch von den Besonderheiten der ca. 500 Jahre alten Bugenhagen-Linde auf dem Lauinger Kirchhof schwärmt. Außer Frage stehe, dass er als Landwirt „einen essentiellen Beitrag zur Ernährung“ leiste, doch ist da noch so viel mehr, was ihn erfülle: „In der Natur sein zu dürfen, dort Dinge und Vorstellungen zu verwirklichen, ist meine eigentliche Ernte.“ Hinzu tritt die Dankbarkeit für das Privileg, eine von Sorglosigkeit geprägte Kindheit in dörflicher Umgebung erlebt haben zu dürfen, wozu nicht zuletzt auch der Besuch der kleinen Grundschule in Lauingen gehöre, für deren Erhalt er deshalb vehement eintritt. „Ich werde mein Bestes tun, dass Königslutter für meine Kinder genauso lebenswert wie für mich sein wird.“
„Zwischen Geschichte und Moderne – die lebenswerteste Stadt der Region.“
Dabei schaut der Familienvater durchaus hoffnungsvoll und zuversichtlich in die Zukunft. Tatsächlich nehme er in Königslutter eine echte kleine Aufbruchstimmung wahr: „Königslutter ist ein geschichtsträchtiger Ort – hier liegt ein römisch-deutscher Kaiser begraben –, der sich in einem modernen Wandel befindet.“ Vieles Alte sei es wert, bewahrt zu werden, zugleich gälte es aber auch, das Neue zu gestalten. Dazu gehört für Karl-Friedrich Wolff von der Sahl, sich gesellschaftlich wie unternehmerisch einzubringen. „Die Stadt wird lebenswerter, ein bisschen bunter“, beobachtet er nicht erst seit seiner Rückkehr vor acht Jahren. Sie entwickele sich hin zu einem „Zukunftsort“, was sich unter anderem an den Aktivitäten auf der Domäne Schickelsheim ablesen lasse, wo gerade ein „Dritter Ort“ entstehe und junge Menschen mit zukunftsweisenden Ideen für eine klimafreundliche und nachhaltige Sicherung der Lebensmittelversorgung in diesem Jahr schon zum zweiten Mal beim „Farm-Food-Climate Festival“ zusammenfanden. Zur positiven Entwicklung bei trage selbstverständlich auch die „einmalige Verkehrsanbindung“ der Domstadt, von der aus selbst Metropolen wie Berlin oder Hamburg, ob per Bahn oder per Auto, schnell erreichbar seien. Wünschenswert wäre noch ein genossenschaftlich organisierter Supermarkt auf dem Marktplatz in der Innenstadt, den der Landwirt, hätte er freie Hand, für den Vertrieb von Produkten aus der Region gerne einrichten würde. Doch auch ohne diesen Supermarkt, über den sich sicherlich viele vor Ort freuen würden, bleibt sein Motto für Königslutter am Elm: „Zwischen Geschichte und Moderne – die lebenswerteste Stadt der Region.
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Mit meiner Aktion habe ich voll ins Schwarze getroffen.”
Wer schon einmal auf Facebook über die „Lutteraner Wunscherfüller“ stolperte, kennt Mandy Sommerfeld, geb. Bosse, die die Gruppe 2019 in Leben rief. Dort veröffentlicht sie die Weihnachtswünsche von Seniorinnen und Senioren, die im Alters- oder Pflegeheim leben oder zu Hause vom ambulanten Pflegedienst betreut werden und oft keine sich um sie sorgenden Angehörigen mehr haben. Beim Zurückscrollen in der Facebook-Gruppe wird schnell klar, wie überaus bedürftig diejenigen sind, denen selten eine Freude gemacht wird. So wünschte sich ein Mann zum Weihnachtsfest 2022 Chips, Süßigkeiten (Lakritze) und einen Fanschal von Mönchengladbach, ein anderer wollte lieber einen Deoroller und Rasierwasser, eine Frau benötigte neue Hausschuhe und die nächste einen warmen Pulli und Antirutschsocken. Im Jahr davor standen Kuschelkissen und -tiere neben Pflegeprodukten und Süßigkeiten auf der Wunschliste ganz oben. So maßvoll die Wünsche klingen, so nötig haben es die, die sich etwas wünschen, denn: Die „Lutteraner Wunscherfüller“ beschenken die armen, die kranken, die oft vergessenen Alten und Pflegebedürftigen. Und derer gibt es viele – in Königslutter ebenso wie in Wolfenbüttel, wo die Gesundheits- und Krankenpflegerin bis Ende letzten Jahres in einem Seniorenpflegeheim tätig war. Umgekehrt gebe es aber auch viele Menschen, die bereit seien, die so bescheidenen Wünsche zu erfüllen, freut sie sich. Es sei zwar eine Obergrenze von höchsten 35 Euro festgelegt worden, aber letztlich landeten in den liebevoll verpackten Geschenken doch immer noch ein paar zusätzliche Weihnachtsleckereien oder ein zweites oder drittes Paar der gewünschten Socken. „Mit meiner Aktion habe ich voll ins Schwarze getroffen“, zieht deren Initiatorin denn auch Bilanz.
„In Königslutter kann man gut essen gehen.“
In Braunschweig geboren lebt Mandy Sommerfeld seit fast vier Jahrzehnten in unserem Städtchen. Hier ist die Vierzigjährige seit Mitte dieses Jahres verheiratet, hier fühlt sie sich zuhause, hier liebt sie es, mit ihrem Mann und den Hunden auf ausgedehnten Spaziergängen die Feldwege unsicher zu machen oder sich in der Umgebung mit anderen Hundebesitzer:innen zu treffen. Überhaupt ist sie gerne in der Natur unterwegs und schätzt schon alleine deshalb die „Kleinstadt mit viel Wald drumherum“, die dennoch so zentral gelegen ist, dass größere Städte gut zu erreichen sind – ob mit dem Auto oder per Bahn. Doch letztlich müsse man ja gar nicht erst wegfahren: „Man kann hier fast alles erledigen. Es gibt genug Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitaktivitäten und auch mit Gästen lässt sich viel unternehmen.“ Klar, der Kaiserdom ist ein Besuchermagnet ebenso wie der Berggarten dahinter oder der Lutterspring mit seinem gerade erst frisch renovierten Brunnenhaus. Und ob mit Gästen oder zu zweit: „In Königslutter kann man gut essen gehen“.
„Es macht mich glücklich, zu sehen, wie sich die Beschenkten freuen.“
Was Mandy Sommerfeld in der Domstadt am Elm aber ganz besonders gefällt, ist, dass die Menschen hier so großzügig sind, was nicht zuletzt an den inzwischen 217 Mitgliedern ihrer Facebook-Gruppe abzulesen ist. Und so ist es ihr zusammen mit ihren Mitstreiter:innen nun auch gelungen, einen Verein ins Leben zu rufen, dessen Gründungsversammlung just in diesem Monat, am 11. Oktober, stattfinden wird – den „Wunscherfüllern Königslutter“. Acht Gründungsmitglieder habe sie gewinnen können, also eins mehr, als vom Vereinsrecht zwingend vorgeschrieben. Vier Jahre nach der Gründung der Facebook-Gruppe 2019 und einer ersten Geschenkeaktion im selben Jahr sollen die Weihnachtsaktionen im Kontext der „Förderung der Altenhilfe“ nun auf eine rechtlich tragfähige Grundlage gestellt werden mit dem Ziel, künftig weitere davon für Senioren rund um Königslutter durchzuführen und die dafür benötigten Geschenke zu organisieren.
Doch wie kam es eigentlich zu diesem ehrenamtlichen Engagement? „Wenn man in Alten- und Pflegeeinrichtungen arbeitet, dann ist der Mangel, unter dem viele einsame Seniorinnen und Senioren, leiden, nicht zu übersehen.“ So habe sie sich schließlich vor vier Jahren von den Aktivitäten einer Gruppe bei Facebook, über die sie eher zufällig gestolpert war, inspirieren lassen, hier vor Ort ebenfalls eine Wunscherfüller-Gruppe aufzubauen. Denn, „die Senioren haben das wirklich verdient“, findet sie. „Viele haben den Krieg noch erlebt, haben danach das Land, unsere Gesellschaft mit aufgebaut und sitzen nun Weihnachten alleine da und haben nichts auszupacken.“ Dass ihr beim Schenken mitunter das Herz aufgeht, ist insofern nicht verwunderlich: „Gleich die erste Seniorin, der bei unserer Starteraktion 2019 ein Geschenk überreicht wurde, brach vor lauter Freude darüber in Tränen aus.“ Und so wurde die Weihnachtsgeschenkaktion, die 2020 coronabedingt stark zurückgefahren werden musste, denn auch schnell ergänzt durch Oster- und Nikolausaktionen, bei denen viele fleißige Hände hunderte Geschenktütchen oder -boxen bastelten und mit Naschwerk befüllten. „Es macht mich glücklich, zu sehen, wie sich die Beschenkten freuen,“ resümiert Mandy Sommerfeld, auch wenn sie während der Coronazeit nicht immer dabei sein konnte und die strahlenden Augen der Senior:innen lediglich auf Fotos zu sehen bekam.
„Ich lebe gerne in Königslutter, weil das meine Heimat ist.“
Zweifelsohne liebt Mandy Sommerfeld die Menschen, kümmert sich, gibt von ganzem Herzen. Aber sie ist auch ihrer Stadt sehr verbunden: „Ich lebe gerne in Königslutter, weil das meine Heimat ist.“ Trotzdem würde sie, falls es ihr möglich wäre, etwas ändern wollen. Es ist der ihres Erachtens viel zu kahle Marktplatz, den sie liebend gerne umgestalten würde – mit mehr Grün für die Augen, mit mehr öffentlichen Sitzmöglichkeiten zum Verweilen. Mit diesem Wunsch steht sie sicherlich nicht alleine in unserer schönen Stadt.
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Ich lebe für meinen Beruf.”
Dicke Holzbalken liegen auf Paletten gestapelt, Bretter in unterschiedlichen Längen und Breiten lehnen an den Wänden, der Duft frischer Sägespäne liegt in der Luft; auf verschlungenen Wegen gelangen wir durch Schuppen und Lager mitten hinein in die große Werkstatt. Hier wird sonst gesägt, gehobelt, gebohrt und gefräst. Doch heute stehen die Maschinen still: Wir sind zu Gast bei Mathias Skiba, der seit einem Vierteljahrhundert in der Domstadt am Elm mit all ihren schönen Fachwerkhäusern als selbstständiger Zimmerermeister tätig ist. Und das nicht von ungefähr: „Da ich schon immer gerne in alten Häusern arbeitete, habe ich hier meine berufliche Erfüllung gefunden.“ Es mache einfach mehr Spaß, sich der Herausforderung zu stellen, Häuser unter Beibehaltung von Originalsubstanz wieder instand zu setzen. Und in Königslutter sei der Sanierungsbedarf hoch, so dass für ihn die Arbeit so schnell nicht ausgehen werde. Geradezu ideale Bedingungen für einen, der von sich sagt: „Ich lebe für meinen Beruf.“
„Für Hobbys habe ich keine Zeit.“
Und so hat der Zimmerer in fünfundzwanzig Jahren Selbstständigkeit an und in vielen Gebäuden der Stadt seine Spuren hinterlassen. Beispielweise bei der umfangreichen Sanierung der Stadtbücherei am Sack 1, seinem ersten Großprojekt vor über zwanzig Jahren, mit dessen Ergebnis er den zu Beginn erst noch skeptischen Auftraggeber voll und ganz überzeugt habe: „Dabei haben wir auch den Teil des Spruchbalkens erneuert.“ Gerne erinnert er sich an dieses überaus anspruchsvolle Projekt zurück. Doch bedeutsam sind für ihn auch die „kleinen Sachen, die nicht verloren gehen dürfen“. Denn diese, so betont Skiba, machten den Charme einer Stadt mit aus, obwohl sie oft nicht auf den ersten Blick erkennbar seien. Trotzdem: Unvergessen bleibe selbstverständlich die Kaiserdomsanierung. In deren Rahmen hatte er mit seinen Mitarbeitern das Dach des Mittelschiffs abgedeckt, sämtliche abgängigen und verfaulten Balken gegen neue ersetzt und anschließend die Dachflächen abgeschalt und neu eingelattet – und damit zum Erhalt dieses prächtigen mittelalterlichen Baudenkmals beigetragen. Über ein Jahr zog sich dieses Projekt hin. Und seitdem kamen unzählige hinzu. „Für Hobbys habe ich keine Zeit,“ lacht er und scheint damit durchaus zufrieden zu sein.
„Die Jugendbauhütte ist eine sehr wichtige Einrichtung.“
Doch nicht nur beruflich setzt sich Skiba in Königslutter und Umgebung für den Erhalt alter Bausubstanz ein. Seit 25 Jahren ist er auch in der „Interessengemeinschaft Bauernhaus e. V.“ aktiv. Mit deren Mitgliedern teilt er die Leidenschaft für historische Gebäude auf dem Land und deren Pflege. So kann er noch viel gezielter und vor allem zusammen mit anderen dazu beitragen, Altes zu bewahren. Besonders am Herzen liegt ihm aber auch, „dass junge Leute an alte Häuser und deren behutsame Sanierung herangeführt werden, damit nicht immer mehr vom alten Wissen verloren geht“, wie beispielsweise bei der Jugendbauhütte Niedersachsen. Im Rahmen des Projektes Ostfalen arbeiten Jugendliche und junge Erwachsene während ihres Freiwilligen Sozialen Jahrs unter anderem an der Renovierung von Scheepers‘ Haus Ecke Schöppenstedter Straße/Am Plan mit und lernen dabei – angeleitet von Fachleuten wie Mathias Skiba – alte Handwerkstechniken kennen und praktisch einzusetzen. „Die Jugendbauhütte ist eine sehr wichtige Einrichtung.“ Davon ist der Zimmerer zutiefst überzeugt.
„Das Einleben hat sehr gut funktioniert.“
Als vor gut 27 Jahren aus einem 25-Seelen-Dorf in der Lüneburger Heide Zugezogener schätzt der Sechsundfünfzigjährige die ausgeprägte Willkommenskultur in der Stadt, die Freundlichkeit und Zwanglosigkeit, mit der er sich in Königslutter aufgenommen fühlte: „Der Einstieg hier war relativ einfach, denn von Anfang an traf man nette Leute, mit denen man sich anfreunden konnte, die einen sogar eingeladen haben, obwohl man sich noch gar nicht kannte.“ Als dann erst einmal die heute längst erwachsenen Kinder da waren, sei es noch leichter geworden, in die Stadt hineinzuwachsen. „Das Einleben hat sehr gut funktioniert“, resümiert er insofern auch gut gelaunt. Längst fühlt er sich als Königslutteraner.
„Könnte ich, wie ich wollte, würde ich den kleinen Hausbesitzern die Möglichkeit schaffen, ihre Häuser zu sanieren.“
Klar, dass er Gästen gerne die Altstadt seiner Wahlheimat mit ihren historischen Gebäuden vorzeigt. Klar auch, dass er sich wünscht, es würden noch viel mehr der kleinen Fachwerkhäuser, die das Gesicht Königslutters mitprägen, fachgerecht restauriert, damit nicht noch mehr davon verloren gehen. Zugleich ist ihm aber auch bewusst, dass das für viele Privatleute kaum bezahlbar ist und Fördermittel oft nur für größere Vorhaben zur Verfügung stehen. Und so passt es ins Bild, wenn der Zimmerermeister auf die Frage, was er für die Stadt und ihre Menschen machen würde, wenn Geld keine Rolle spielte, antwortet: „Könnte ich, wie ich wollte, würde ich den kleinen Hausbesitzern die Möglichkeit schaffen, ihre Häuser zu sanieren.“
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Zu sehen, was wächst und gedeiht, macht mich zufrieden.”
Über 260 Jahre ist der Hof, auf dem uns Elisa Pape, geborene Maushake, voller Herzlichkeit empfängt, schon in Familienbesitz. Aufgewachsen im schönen Lelm hatte sie sich früh für alles rund um die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte interessiert. „Zu sehen, was wächst und gedeiht, macht mich zufrieden.“ Folgerichtig entschied sie sich, den elterlichen Betrieb – nunmehr in achter Generation – fortzuführen und absolvierte deshalb nach dem Fachoberschulabschluss zunächst in Gifhorn eine Lehre in der Landwirtschaft und anschließend ein landwirtschaftliches Studium in Osnabrück. Seit der vor vier Jahren erfolgten Hofübergabe in Lelm bewirtschaftet sie neben ihrem 2014 vom Onkel übernommenen Hof in Bornum am Elm gleich zwei landwirtschaftliche Betriebe, und zwar mit tatkräftiger Unterstützung der „Altenteiler, die zum Glück noch rüstig sind“, wie sie dankbar betont.
Während allerdings früher der Anbau von Zuckerrüben, Winterweizen und Triticale, eine als Schweinefutter dienende Kreuzung von Weizen und Roggen, im Vordergrund stand, setzt die junge Landwirtin verstärkt auf landwirtschaftliche Produkte, die sich regional bzw. direkt vermarkten lassen. Dazu gehören die Freilandeier ihrer 450 Legehennen, die im mobilen Hühnerstall gehalten werden, ebenso wie die Erdbeeren, die sie seit einigen Jahren auf ihren Feldern in Bornum, Beienrode und seit diesem Sommer in Lelm jeweils auch zum Selberpflücken anbaut.
„Die Landwirtschaft ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Leidenschaft.“
Zum anhaltenden Erfolg Papes trägt sicherlich bei, dass sie stets flexibel auf die sich ihr bietenden Möglichkeiten der Direktvermarktung reagiert. So begann sie im Frühjahr des vergangenen Jahres das Potenzial des nährstoffarmen Podsols, der neben der humusreichen Braunerde die Landschaft ihrer Heimat Königslutter prägt, für die Anlage einer Heidelbeerplantage auszuschöpfen. „Heidelbeeren mögen eher sandige Böden“, erklärt sie, „zu ihrer Kultivierung bedarf es allerdings eines torfigen Substrats, in das die Pflanzen dann einzeln von Hand eingebracht werden.“ Deshalb hätten sämtliche Familienangehörigen mitanpacken müssen. „So kaputt war ich schon lange nicht mehr“, erinnert sich die zweifache Mutter an die mühsame Pflanzaktion, freut sich aber zugleich über deren Erfolg gleich im ersten Herbst nach der Pflanzung. Ganz unerwartet hätten die Sträucher erste Früchte für den Eigenverbrauch getragen und die Ernte habe allen großen Spaß gemacht. Für sie ist schon jetzt absehbar, dass das gemeinsame Pflücken für Familien mit Kindern im Rahmen der Direktvermarktung zu einem Naturerlebnis mit Eventcharakter werden könne.
„Die Landwirtschaft ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Leidenschaft“, weshalb die Agronomin nicht nur – als einzige Frau – im Vorstand des „Niedersächsischen Landvolk Braunschweiger Land e. V.“ mitarbeitet. Darüber hinaus setzt sie sich auch für Maßnahmen zum Naturschutz in der Landwirtschaft ein, indem sie seit nunmehr vier Jahren gemeinsam mit weiteren Berufskolleg:innen an einem wissenschaftlich begleiteten Projekt zur Förderung der Insektenvielfalt in Agrarlandschaften teilnimmt. Gerne würde sie im Übrigen einmal Landwirtschaftsminister Cem Özdemir nach Königslutter einladen, um ihm vor Ort zu zeigen, „dass man auch konventionell gute Landwirtschaft betreiben kann.“ Denn davon ist sie zutiefst überzeugt.
„Es ist was ganz Tolles, im Dorf einen eigenen Kindergarten zu haben.“
Zwar liegt einer ihrer Betriebe in Bornum, Elisa Pape lebt aber mit Mann und Kindern vor allem auf dem Hof in Lelm. Dort nimmt sie gerne am regen Dorf- und Vereinsleben teil, spielt Tennis im TSV Lelm und engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Dass die Kinder kaum hundertfünfzig Meter zum ortsansässigen Kindergarten laufen müssen, empfindet die junge Mutter als Privileg: „Es ist was ganz Tolles, im Dorf einen eigenen Kindergarten zu haben“, schwärmt sie, wünscht sich allerdings für die Zukunft, dass ihre Kinder in der Kernstadt nicht nur die Grundschule, sondern später auch ein Gymnasium besuchen können. Zu schätzen weiß die ganze Familie auch die unmittelbare Nähe zum Elm: In nur wenigen Minuten mit dem Auto zu erreichen sei der Elfenpfad in Langeleben, den die Kinder so gerne erkunden, und zum Joggen eigne sich der Waldrand mit seinen schönen Ausblicken in die Ferne bestens.
„Ich wünsche mir, dass die Pflanzentauschbörse in Königslutter zur Tradition wird.“
Zugleich weiß die Fünfunddreißigjährige aber auch alle Vorteile des kleinstädtischen Umfelds zu würdigen, wozu für sie insbesondere die guten Einkaufsmöglichkeiten in der Kernstadt gehören. Dabei schätzt sie neben der großen Auswahl an Supermärkten vor allem den gut sortierten Wochenmarkt in der Innenstadt. Dass auf dem schönen Marktplatz der Domstadt nun schon zum zweiten Mal die Pflanzentauschbörse stattfand, freut sie ganz besonders. Gleich beim ersten Mal, erzählt sie begeistert, habe sie zusammen mit ihrer Mutter daran teilgenommen und etliche Pflanzen eingetauscht, die zuhause gut angewachsen seien. Und deshalb wünscht sie sich, „dass die Pflanzentauschbörse in Königslutter zur Tradition wird.“ Ginge es nach Elisa Pape, gäbe es auf dem Marktplatz auch ein paar Parkplätze mehr – doch an diesem Thema scheiden sich, wie an anderer Stelle ja schon deutlich wurde, wohl die Geister.
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„’Charmant‘ heißt bei einem alten Fachwerkhaus auch, dass daran noch immer viel zu tun ist.”
„Ende 2016 hatten es sich rund um den Tisch die ‚Freunde der gläsernen Stimmgabel‘ gemütlich gemacht, nachdem die Bornumer Gesangsgruppe zur Aufnahme einer CD mit 15 Volksliedern im Tonstudio zu Gast war.“ Der Hausherr zeigt bei der Begrüßung auf die große Sitzgruppe, die zentral im Eingangsbereich seiner Firma :tonvision im ehemaligen Schankraum des Wirtshauses „Zum Schützengarten“ steht. Doch davon, dass hier Generationen von Bornumerinnen und Bornumern ihr Feierabendbier getrunken haben oder der Schützenverein Bornum von 1969 e. V. bis zur Schließung des Lokals beheimatet war, ist heute nichts mehr zu sehen. Nach dem Erwerb des heruntergekommenen Anwesens um die Jahrtausendwende hatten Claus Hartisch und seine Frau als Erstes den Gebäudeteil nach allen Regeln der Kunst renoviert und modernisiert, der das Tonstudio beherbergen sollte – zunächst vor allem unterstützt von Freunden und Verwandten, später auch von Handwerksfirmen, die eine zügige Fertigstellung garantieren konnten. Und das war auch nötig, wollte der Musiker, Tonregisseur und Produzent doch so schnell wie möglich sein seit vielen Jahren in Braunschweig betriebenes Tonstudio nach Bornum umziehen. Danach kam dann das eigentliche Wohngebäude an die Reihe. Glücklicherweise sei die Substanz des charmanten Hauses in Ordnung gewesen, aber: „‘Charmant‘ bedeutet bei einem alten Fachwerkhaus auch, dass daran noch immer viel zu tun ist“, ergänzt der Bauherr mit einem Augenzwinkern.
„Mein Leben ist die Musik.“
Doch bereut hat Claus Hartisch es trotz der baulichen Herausforderungen keineswegs, mit Frau und Tochter auf dem Land zu wohnen, ganz im Gegenteil: „Hier in diesem zentral gelegenen Dorf habe ich weg von der Hektik der umliegenden Städte ideale Möglichkeiten vorgefunden, mit einer ganzen Band, einem Chor und auch Einzelmusikern Aufnahmen zu machen.“ Und zwar nicht zuletzt wegen des gut 180 Quadratmeter großen ehemaligen Festsaals, der dafür beste akustische Bedingungen bietet, sowie der Vielzahl weiterer klanglich optimierter Räumlichkeiten beispielsweise für das Einspielen von Playbacks. Nicht von ungefähr kommen Musiker:innen von Nah und Fern zum Aufnehmen ihrer Songs zu dem Gitarristen, der sich als Livemusiker in Bands wie beispielsweise „Soulkitchen“ oder „Silent Radio“ einen Namen gemacht hat und auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Auftritte in der Region bestreiten wird. So besuchten das coronabedingt um zwei Jahre auf den Sommer 2022 verlegte Konzert anlässlich des zwanzigjährigen Bühnenjubiläums von „Silent Radio“ auf dem Wolters Hof in Braunschweig über 2000 Fans und für das diesjährige Dezemberkonzert im Braunschweiger WestAnd waren Anfang Mai nach einer Woche schon die Hälfte der Tickets verkauft. Dass der Auftritt von „Soulkitchen“ bei der 14. Braunschweiger Kulturnacht am 17. Juni wieder ein Erfolg sein würde, stand schon im Vorfeld außer Frage. Darüber hinaus ist der Achtundsechzigjährige seit vielen Jahren als Studiomusiker und ebenso als Produzent für andere Bands und Künstler tätig. Seine eigene musikalische Geschichte habe ihn irgendwann zu der Entscheidung geführt, weitere Künstler zu produzieren, also dahingehend zu beraten, wie sie ihre Musikstücke am besten arrangieren und umsetzen. „Das hat für mich eine ganz, ganz große Bedeutung.“ Überhaupt habe alles, was seine berufliche Karriere beeinflusst hat, mit Musik im weitesten Sinne zu tun: „Mein Leben ist die Musik.“ Und im „weitesten Sinne“ bedeutet zum Beispiel auch, dass der Achtundsechzigjährige seit vielen Jahren als Sprecher und Aufnahmeleiter an der Bearbeitung und Mischung sowie dem Sound-Design und Mastering zahlreicher CDs für den Schulbuchsektor beteiligt ist.
„Ich finde, dass sich in Königslutter in den letzten Jahren sehr viel zum Neuen und Frischen verändert hat.“
Bleibt da noch Zeit für weitere Aktivitäten außerhalb der Musik? Tatsächlich pendelt Claus Hartisch mitnichten lediglich zwischen Bühnen der Region und seinem Tonstudio in Bornum am Elm hin und her, auch wenn die Musik einen immens großen Raum in seinem Leben einnimmt: „Musik bedeutet mir so viel, dass ich daraus einen Beruf gemacht habe.“
Doch schon früh kam der gebürtige Harlingeroder auch mit der Domstadt am Elm in Berührung – erstmals auf einem Schulausflug: „Besonders beeindruckt hat mich diese Riesenlinde, die vor dem Kaiserdom steht. Die haben wir als Schulkinder, uns die Hände reichend, umarmt.“ Doch das ist lange her. Wohlwollend nimmt er als Zugezogener wahr, wie positiv sich Königslutter verändert habe: „Ich bin froh, dass die B 1 nicht mehr über den Marktplatz führt.“ Wenn Wochenmarkt ist, gebe es genügend Parkplätze rund um die Innenstadt: „Zack durch eine kleine Gasse ist man auf dem Markt, kauft Kartoffeln oder trinkt eine Tasse Kaffee in einem der schönen Cafés.“ Dass sich noch ein bisschen mehr Musikkultur etabliert, kann sich der Musiker mit Leib und Seele – wie könnte es anders sein – durchaus vorstellen; ein Blueskonzert auf der Diana Ruh am Elmrand, darüber habe er mit dem Bornumer Geschichtsverein schon gesprochen. Doch insgesamt resümiert er: „Es passiert ja schon so viel. Ich finde, dass sich in Königslutter in den letzten Jahren sehr viel zum Neuen und Frischen verändert hat.“
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Mein Herz schlägt für den Reitsport.”
Die Zufahrt zu dem Reiterhof, auf dem Antonia Fulst ihr Pony untergestellt hat, liegt am Rand der Kernstadt. Die Zufahrt ist holprig, doch wenn das Auto erst einmal die Schlaglöcher erfolgreich umrundet hat, öffnet sich der Blick auf ein weitläufiges Areal aus Gebäuden, Ställen, Koppeln und Parcours. Wir treffen die Siebzehnjährige in einem der Ställe, wo sie sich sorgfältig um die Pflege ihres Vierbeiners kümmert und ihn auf die Foto- und Videosession vorbereitet. „Mit meinem Sportpartner Fernet habe ich in den letzten Jahren sehr viele Erfolge erzielen können. Mit ihm bin ich für Deutschland im Bundeskader gestartet und war viel unterwegs, auch bei internationalen Turnieren im Ausland“, erzählt die Vielseitigkeitsreiterin, während sie uns stolz ihr 14 Jahre altes „Deutsches Reitpony“ präsentiert, einen schwarzbraunen Wallach mit wunderbar glänzendem Fell. Zweimal holte sie mit Fernet beim Bundesnachwuchschampionat 2020 Gold – in der U16-Einzelwertung wie auch in der Mannschaftswertung –, sicherte sich nach einer Bronzemedaille beim „Preis der Besten“ in Warendorf 2021 bei den „Strzegom Horse Trials“ in Polen den Gesamtsieg in der Ponyprüfung und wurde im selben Jahr sogar für die Europameisterschaften im Ponysport nominiert. „Jetzt bin ich leider zu alt für den internationalen Ponysport“, bedauert die mehrfache Medaillengewinnerin, doch Fernet wird glücklicherweise in der Familie bleiben können, da ihre jüngere Schwester künftig mit ihm arbeitet. Antonia Fulst freut sich dagegen auf ihr neues Turnierpferd Crossfire, mit dem sie künftig sportlich unterwegs sein will, denn: „Mein Herz schlägt für den Reitsport. Da bin ich reingeboren und mache nichts lieber als das.“
„Hier ist es nicht so anonym wie in den Großstädten.“
Seit ihrer Geburt lebt sie mit ihrer Familie in Bornum am Elm. In der ländlich geprägten Umgebung der Domstadt fühlt sie sich wohl: „Ich lebe sehr gerne hier“, verrät sie und erklärt auch gleich, weshalb: „Hier ist es nicht so anonym wie in den Großstädten.“ Ihr gefällt „das Persönliche, das Leben in einer Gemeinschaft von Menschen, die Wärme ausstrahlen und freundlich und entspannt miteinander umgehen“. Gleichwohl ist es der fast Achtzehnjährigen wichtig, offen zu sein für die Welt, für andere Menschen, für fremde Kulturen. Dazu hatte sie auf Reisen mit der Familie wie auch durch ihren Sport schon häufig Gelegenheit, ist viel herumgekommen, hat viel erlebt. Doch komme sie auch immer wieder gerne in die Heimat zurück, denn hier in Königslutter ist ihr alles vertraut: „Am Kaiserdom und seiner unmittelbaren Umgebung kann ich mich kaum sattsehen, egal wie oft ich dort schon war.“ Und auf ihren zahlreichen Ausritten in die Umgebung hat die passionierte Reiterin viele schöne Plätzchen entdeckt, die zum Entspannen einladen.
„Niemand sollte das Gefühl bekommen, nicht gehört zu werden.“
Dass sie am Ländlichen vor allem die Ruhe schätzt, hängt auch damit zusammen, dass es bisweilen ganz schön stressig ist, Reitsport und Schule unter einen Hut zu bringen. Oft hilft dann schon eine kleine Auszeit mit dem geliebten Familienhund, einem Jack Russel Terrier: „Mit ihm spiele ich sehr gerne, insbesondere nach einem langen, anstrengenden Schultag.“ Oder die beiden stromern zusammen durch die Bornumer Feldmark. Danach ist der Kopf wieder frei.
In Bornum ist Endstation der Buslinie, mit der die Oberstufenschülerin über die Dörfer nach Braunschweig fährt, wo sie die 12. Klasse des Wilhelm-Gymnasiums besucht. Antonia Fulst geht gerne zur Schule, besonders die Fächer Geschichte und Politik haben es ihr angetan: „Mich interessiert, was man aus dem, was früher war, für das Heute und für die Zukunft lernen kann.“ Gerne würde sie die Aufmerksamkeit der Bundespolitik, z. B. in Gestalt des Bundeskanzlers, bei einem Ortstermin in der Domstadt auf die Bedürfnisse der Bevölkerung kleiner Städte und Gemeinden lenken. Denn sie ist davon überzeugt: „Niemand sollte das Gefühl bekommen, nicht gehört zu werden.“
„Es ist schön, wenn das Leben voller Überraschungen steckt.“
Ende April des vergangenen Jahres sorgte die damals noch Sechzehnjährige selbst für die Gelegenheit, sich in Berlin Gehör zu verschaffen: Sie bewarb sich bei Falko Mohrs, dem damaligen Bundestagsabgeordneten des Landkreises, für den Girls’Day im Deutschen Bundestag – und hatte Erfolg. Mohrs lud sie nach Berlin ein, wo sie als eine von 60 Schülerinnen und Studentinnen aus ganz Deutschland unter dem Motto „Mehr junge Frauen in die Politik“ an zwei Tagen Einblick in den Politikalltag erhielt. Dafür standen den Teilnehmerinnen sowohl Parlamentarierinnen wie auch Fraktionsmitarbeiterinnen Rede und Antwort. „Das war alles sehr interessant und auch ganz schön aufregend“, erinnert sich Antonia Fulst an die beiden abwechslungsreichen Tage in der Hauptstadt. Ob sie sich vorstellen kann, selbst in die Politik zu gehen? Da muss sie nicht lange überlegen: „Als Politikerin eher nicht, wenn ich an die enttäuschend substanzlosen Diskussionsbeiträge während der Plenarsitzung, die ich von der Besuchertribüne aus verfolgen konnte, denke.“ Allerdings fände sie es durchaus reizvoll, nach dem Studium in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eines Ministeriums oder im diplomatischen Dienst zu arbeiten. Schließlich beherrsche sie schon heute drei Fremdsprachen. Festlegen will sie sich aber jetzt noch nicht: „Es ist schön, wenn das Leben voller Überraschungen steckt.“
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Wir sind ein echtes Kulturhaus geworden.”
DENN EINGANG VND DEN AUSGANG MEIN LAS DIR HERR GOTT BEFOHLEN Sg ANNO 1670 DEN Z4 JULII – so lautet die fromme Inschrift über dem Portal, durch das wir in die Wirkungsstätte des ehemaligen Stadtarchivars Wilfried Kraus gelangen. Gut 33 Jahre hatte er das Archiv der Stadt Königslutter am Elm ehrenamtlich geleitet, als schließlich 2018 sein Herzenswunsch in Erfüllung ging, vom beengten und schwer zugänglichen Dachgeschoss des Stadt- und Jugendhauses in der Marktstraße 1 mit sämtlichen Archivalien in den Sack 1 umziehen zu können. Das 1670 von dem Bierbrauer und Hufschmied Mathile Brandes und seiner Frau Catharina Schmits erbaute Fachwerkhaus ging 1941 in den Besitz der Stadt über und hatte seither als Rats- und Gerichtsgebäude wie auch als Museum Verwendung gefunden. Knapp zwei Jahre blieben dem damals Zweiundachtzigjährigen nach dem Umzug, um das Stadtarchiv gemeinsam mit seinen Mitstreiter:innen zu dem zu machen, was es heute ist: Ein geräumiger und übersichtlich gestalteter Anziehungspunkt für familien- wie stadtgeschichtlich Interessierte von Nah und Fern, in dem die Geschichte der Stadt Königslutter und seiner Menschen lebendig bleibt. „Wir sind ein echtes Kulturhaus geworden.“ Wilfried Kraus ist von den Räumlichkeiten im alten Brauhaus, das sich das Archiv mit der Stadtbücherei teilt, begeistert. Das „wandelnde Gedächtnis der Stadt“, wie er voller Anerkennung um seine Verdienste betitelt wird, hält sich noch immer gerne hier auf und steht dem Team um seinen Nachfolger und ehemaligen Schüler Thomas Markwardt, der die Funktion des Stadtarchivars im Herbst 2020 übernahm, mit Rat und Tat zur Seite.
„Ich brenne für die Geschichte der Stadt.“
Auch Wilfried Kraus hatte einst, am 1. Juli 1985, die Aufgabe des Stadtarchivars von seinem Lehrer und späteren Kollegen an der Realschule, dem Heimatforscher Heinz Röhr, der das Archiv 1969 gegründet hatte, übernommen. Dieser hatte früh das Interesse seines Schülers an allem Historischen entdeckt und gefördert. „Ich brenne für die Geschichte der Stadt.“ Und so nimmt es nicht Wunder, dass Kraus nach dem Besuch der „Mittelschule“ und einem kurzen Intermezzo als Postassistent die Möglichkeit nutzte, über eine Begabtenprüfung Zugang zum Studium an der Pädagogischen Hochschule in Braunschweig zu erlangen, anschließend zunächst als Lehrer an der Driebeschule und nach einem Zusatzstudium für das Lehramt an Realschulen mit dem Schwerpunkt Geschichte ab 1965 an der Königslutteraner Realschule zu unterrichten. Nach 38 Jahren im Schuldienst kamen dabei gut 6.000 Schülerinnen und Schüler zusammen, was den fast Siebenundachtzigjährigen schmunzeln lässt: „Ich kenne also die halbe Stadt.“
„Es ist mein Glaube, der mich trägt.“
1936 als zweitältester Sohn des Schlossermeisters Ernst Kraus und seiner Frau Clara, geb. Beinlich, im schlesischen Bad Reinerz geboren und aufgewachsen, kam Wilfried Ernst Kraus Ende März 1946 mit seiner Familie nach einer „schwierigen Vertreibung“ in Rottorf an. Den insgesamt neun Familienmitgliedern wurde eine Dreizimmerwohnung in Heiders „Villa“, einem großen Mühlenanwesen mit angeschlossener Landwirtschaft, zugewiesen. Für den Zehnjährigen begann eine arbeitsreiche Zeit, war es doch damals üblich, dass die Kinder neben der Schule mit anpackten – sei es beim mühsamen Wasserholen aus dem für Kinder weit entfernten Ziehbrunnen oder beim Holzholen im Elm, sei es beim Rübenverziehen und -hacken, Erbsenpflücken oder Ährensammeln.
Für die Flüchtlinge war zunächst alles fremd, sogar die Sprache klang anders. Doch in der katholischen Kirche St. Maria fand die Familie schnell ein Stück Heimat. Gleich am ersten Sonntag nach der Ankunft in Rottorf, erinnert sich Kraus, hätten sich die Vertriebenen aus Schlesien in der kleinen Kapelle in der Königslutteraner Bahnhofstraße zum Gottesdienst zusammengefunden. Und der Pfarrgemeinde St. Marien ist der gläubige Katholik auch stets treu geblieben. Seit vielen Jahrzehnten engagiert er sich hier auf vielfältige Art und Weise in der Pfarr- und Jugendarbeit. Woher der Sechsundachtzigjährige, dem 2016 sogar das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen wurde, die Kraft für sein unablässiges Engagement nimmt? „Es ist mein Glaube, der mich trägt.“
„Hier in Königslutter hat sich ein kleines bisschen Weltgeschichte abgespielt.“
Aber auch das große Interesse an der Geschichte hält ihn aufrecht. Es hat den Historiker in die Archivarbeit eintreten lassen, um die Heimatgeschichte zu erforschen und das Wissen über die Stadt und ihre Menschen zu bewahren, aber auch weiterzugeben: „Die Menschen müssen wissen, aus welchem Hintergrund sie kommen.“ Der Pädagoge ist überzeugt davon, dass dieses Wissen zugleich auch eine Hilfe bei der Bewältigung der Zukunft sein kann. Aus dem Stegreif gelingt es ihm, vor unserem inneren Auge die mittelalterliche Stadt so auferstehen zu lassen, wie es ihm als Stadtführer schon bei zahlreichen Tourist:innen geglückt ist: „Hier in Königslutter hat sich ein kleines bisschen Weltgeschichte abgespielt.“ Und bei der Aufzählung all der historischen Ereignisse, die den Ruf Königslutters bis hin zur „Kaiserstadt am Elm“ mit der Grablege Kaiser Lothars III. und seiner Frau Kaiserin Richenza begründeten, gerät der Historiker geradezu ins Schwärmen. Regelmäßig schlüpft er in die Rolle des Mönchs „Bruder Wilfried“, um den Menschen die vierhundertjährige Geschichte des Benediktinermönchtums in Königslutter anschaulich zu machen: „Die Mönche haben diese Gegend hier gestaltet, die Lutter umgeleitet, Wälder gerodet und auch einen Weinberg angelegt.“ Reich wurde Königslutter dann während der dreihundert Jahre als Bierbraustadt – mit 73 Brauhäusern: „Diese Geschichte spiegelt sich in den Häusern wider – vor allem rund um den Markt.“
„Königslutter ist für mich Heimat, vor allem Heimat des Herzens.“
Nicht nur in der Geschichte der Stadt am Elm zutiefst verwurzelt ist Wilfried Kraus. Hier heiratete er 1959 die Braunschweigerin Helga Maria Hauffen, zog mit ihr im später eingemeindeten Rottorf vier Kinder groß und kann sich nun an elf Enkelkindern und zwei Urenkeln erfreuen. Für ihn ist Königslutter Heimat, „vor allem Heimat des Herzens.“
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Meine Tiere inspirieren mich und geben mir die Ruhe zum Malen.”
Bewacht von fünf Gänsen erwartet uns Oona Louise Scheepers im weitläufigen Garten ihres Anwesens zu Füßen des Kaiserdoms. Tag und Nacht ist die lebendige Alarmanlage aktiv und für Eindringlinge nicht ganz ungefährlich. Vorsichtshalber bleiben wir am Tor stehen und bauen gut geschützt hinter einem halbhohen Zaun Kamera und Mikrofon auf. Die kleine Schar ist auf die Hausherrin geprägt, sucht ihre Nähe und begleitet sie entlang des Wasserlaufs quer durch den Garten auf uns zu. Plötzlich springt eine der Gänse sie an und setzt sich auf ihre Schulter. Nicht immer ginge der enge Kontakt mit den Tieren ohne Blessuren ab, erfahren wir und auch, dass Scheepers eher zufällig und nach und nach zur Gänsehalterin wurde. Die beiden jüngsten Tiere habe sie vor noch nicht allzu langer Zeit aus dem Kofferraum des Besitzers, der nichts mehr mit ihnen anzufangen wusste, gerettet: „Die sind mir richtig ans Herz gewachsen.“ Genauso wie das Minnesota-Schweinchen Sissi, das im Haus lebt und sich nur durch ein kaum hörbares Grunzen aus dem Mittagsschlaf im Körbchen neben dem Eingang meldet. „Meine Tiere inspirieren mich und geben mir die Ruhe zum Malen“, verrät uns die Einundsechzigjährige.
„Ich brenne dafür, meine Kunst wieder ausleben zu können.“
Seit die ehemalige VW-Chefdesignerin, die in Wolfsburg zuletzt die Farb- und Materialgestaltung von Fahrzeugen verantwortete und zuvor solch ikonische Modelle wie den Porsche Carrera GT oder den Audi R8 ausgestattet hatte, vor gut einem Jahr in den Vorruhestand ging, hat sie nach zweieinhalb Jahrzehnten der Abstinenz endlich wieder Zeit und Muße, sich der Malerei zu widmen: „Ich brenne dafür, meine Kunst wieder ausleben zu können.“ Zu diesem Zweck hat sie sich in dem vom Vorbesitzer Jens Carlson für seine Sammlung mechanischer Musikinstrumente gebauten Museum ein helles Atelier eingerichtet. Hier steht ihr genügend Platz zur Verfügung – für ihre Staffelei wie für die zahlreichen neuen und alten Kunstwerke. Letztere habe sie beim Auspacken erst einmal vom Staub befreien müssen, um sie wieder angemessen präsentieren zu können, erzählt sie. Von hier aus engagiert sich Oona Scheepers aber auch im Förderkreis Malerkapelle am Elm e. V. und hat darüber hinaus Anschluss an die regionale Kunstszene gefunden. Noch bis Ende März konnten einige ihrer Werke im Rahmen der Gemeinschaftsausstellung von Kunstschaffenden aus Helmstedt und dem Landkreis bei Kühne Kunst e. V. in der Kreisstadt bewundert werden.
„Es ist jetzt Zeit, auch mal was zurückzugeben.“
Über die Malerei hinaus ist der ehemaligen Managerin auch der Denkmalschutz ein wichtiges Anliegen. Deshalb engagiert sie sich nicht nur im Ortskuratorium Helmstedt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, sondern hat dieser gemeinsam mit ihrem Mann Stef die zwischenzeitlich als „Scheepers‘ Haus“ bekannte ehemalige Schlachterei, deren Grundstück direkt an das ihrige grenzt, übereignet. Seit 2021 erlernen junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Jugendbauhütte Niedersachsen-Ostfalen ableisten, hier und anderswo in der Region unter der Anleitung von Fachkräften alte Handwerkskunst. „Ich habe in meinem Leben sehr, sehr viel bekommen“, erklärt sie ihr Engagement und fügt hinzu: „Es ist jetzt Zeit, auch mal was zurückzugeben.“ Wenn sie die Möglichkeit hätte, würde sie am liebsten all die wunderschönen alten Häuser der Stadt retten wollen. Andererseits gefällt ihr aber auch, dass in unserem „verträumten, nostalgischen Städtchen nicht alles auf Hochglanz poliert ist“ und findet seine „dunklen Ecken und Kanten“ auch deshalb schön, weil sie zum Malen einladen.
„Hier habe ich meine Koffer jetzt ausgepackt.“
1962 auf einer Farm in Südafrika geboren hat Oona Scheepers viel von der Welt gesehen – berufsbedingt ebenso wie auf ihren zahlreichen Reisen. Vor gut zwölf Jahren fand sie schließlich nach langer vergeblicher Suche mit Mann und Sohn ein schönes Zuhause in der Domstadt am Elm: „Hier habe ich meine Koffer jetzt ausgepackt“, ist sie sich sicher und gerät geradezu ins Schwärmen, wenn sie davon erzählt, wie es ist, beim morgendlichen Aufwachen „als allererstes auf den Dom“ zu schauen: „Das ist wirklich was Feines!“ Was sie nach vielen turbulenten Jahren neben der Ruhe an Königslutter ganz besonders schätze, sei die Familiarität, die Zwanglosigkeit, Vertrautheit, die sie hier erlebe. Dafür hat sie auch gleich ein Beispiel bei der Hand: „Die Postbotin bringt immer ein Leckerli für das Schweinchen mit.“
„In dieser alten, geschichtsträchtigen Stadt zu wohnen, ist definitiv ein Privileg.“
Belustigt denkt Scheepers zurück an die Kolleg:innen in Ingolstadt, die sie seinerzeit dafür bedauerten, in Richtung Norden umziehen zu müssen. Damals sei sie traurig gewesen, weil sie nicht wusste, was sie erwarten würde. Heute dagegen ist sie sich sicher, in einem absoluten „Insidertipp“ zu leben: „Hier ist so viel kreatives Potenzial“, schwärmt sie und möchte dazu beitragen, all die Möglichkeiten, die sich hier bieten, gemeinsam mit anderen auszuschöpfen. Dafür will sie ihre erst kürzlich gewonnene Freizeit, die sie als „riesengroßes Geschenk“ begreift, einsetzen: „In dieser alten, geschichtsträchtigen Stadt zu wohnen, ist definitiv ein Privileg.“ Oona Scheepers will dieses Privileg „bis zum Schluss“ auskosten.
„Wir haben in Königslutter schöne Traditionen.“
Mögen in Lübeck seit 1998, in Binz auf Rügen seit 2007 und in Hamburg seit 2008 Duckstein-Festivals in großem Stil stattfinden, wir in Königslutter dürften uns einig sein: Nichts geht über das „Ducksteinfest“, das schon seit 1989 in unserem schönen Städtchen am Elm gefeiert wird. Von nah und fern strömen die Besucherinnen und Besucher zum Original in die Domstadt. „Ehemalige Königslutteraner kommen sogar aus Amerika angereist“, weiß Nick Loock, in der Veranstaltungsszene besser bekannt als DJ Nick Loocki, zu berichten. Er muss es wissen, gibt er doch mit seinem Life-Disco-Team seit vielen Jahren überall da den Ton an, wo es darum geht, die Beats und den Sound für ausgelassenes Tanzvergnügen zu liefern – nicht nur im Rahmen von Traditionsfesten wie dem Ducksteinfest, das ihm ganz besonders am Herzen liegt. „Wir haben in Königslutter schöne Traditionen“, stellt er fest und wünschte sich, dass diese entsprechend wertgeschätzt und von der Politik auch angemessen gefördert würden.
„L’Amour toujours von Gigi D’Agostino hat mich quasi zur Musik gebracht.“
Die Freude an der Arbeit als Discjockey wie auch der gesamten damit verbundenen Veranstaltungstechnik weckte sein Vater Ralf schon früh in dem heute Sechsundzwanzigjährigen. So richtig unter die Haut gehe ihm deshalb noch immer ein Song, der seit der Jahrtausendwende auf keiner Party fehlen durfte und ihn deshalb ganz besonders mit seinem Vater, mit dem er oft und gerne zusammenarbeitet, verbinde: „L’Amour toujours von Gigi D’Agostino hat mich quasi zur Musik gebracht.“ Dass Nick Loock für die Musik brennt, steht außer Frage. Darüber hinaus hat ihn seine Technikbegeisterung eine Ausbildung als Elektroniker für Betriebstechnik im inzwischen stillgelegten Kraftwerk Buschhaus machen lassen und während er im Hauptberuf als Elektromechaniker bei einem der weltweit führenden Hochtechnologie-Dienstleister der Automobilindustrie arbeitet, gehört seine übrige Zeit ganz dem Entertainment: „Menschen mit Musik unterhalten, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, Erinnerungen wachrufen und besondere Momente aufleben lassen, das macht mich glücklich.“ Gelegenheiten dafür bieten sich ihm in der ganzen Region, doch fehlt es nicht nur in seiner Heimatstadt an Räumlichkeiten, deren Nutzung auch einigermaßen erschwinglich wäre. Könnte er, wie er wollte, würde er deshalb in Königslutter eine Veranstaltungslocation mit mehreren ineinander übergehenden Räumen schaffen.
„Man hilft sich gegenseitig und baut einander auf.“
Woran es hier dagegen keineswegs mangelt, sind Menschen, mit denen es sich gut zusammenarbeiten lässt. „Diese Konnektivität, die man hier hat, ist in meiner Branche unerlässlich“, hebt der DJ vor allem die Fähigkeit zur reibungslosen, auch nonverbalen Kommunikation untereinander hervor, die bei der Organisation und dem Aufbau von Festen so wichtig ist. Überhaupt seien die sozialen Beziehungen im Städtchen sehr ausgeprägt: „Man hilft sich gegenseitig und baut einander auf.“ Eine maßgebliche Rolle komme dabei den traditionellen Vereinen zu, die seines Erachtens – auch – mit ihren Veranstaltungen, wie beispielsweise dem Schützenfest oder dem Viktoria Cup, zu Solidarität, Zusammenhalt und Vernetzung im Städtchen beitrügen.
„Jeder, der mir wichtig ist, wohnt hier!“
Nicht nur deshalb ist der Sechsundzwanzigjährige froh, in der Domstadt zu wohnen. „Ich bin auf den zahlreichen Spielplätzen in Königslutter groß geworden, wir sind bei jeder Jahreszeit durch den Elm getobt, haben Buden gebaut und sind im Winter gerodelt“, erinnert er sich an eine glückliche Kindheit. Ebenfalls gerne zurück denkt er an seine Grundschulzeit an der Driebe, aus der sich zahlreiche Freundschaften mit ehemaligen Klassenkameraden erhalten haben. Loock fühlt sich nicht nur als eingesessener Königslutteraner, der seine Gäste in den Kaiserdom und durch den Elm führt, er will es auch bleiben. Mit dem Kauf eines Grundstücks, das mit einem kleinen Haus bebaut ist, hat er sich die Voraussetzungen dafür schon geschaffen und plant sogar schon, erneut zu bauen, denn: „Jeder, der mir wichtig ist, wohnt hier!“
„Ich würde in Königslutter noch viel bewegen wollen.“
Außerdem hat Nick Loock noch viel vor. Sich an der Wiederbelebung des schön gestalteten Marktplatzes in der Innenstadt zu beteiligen, könnte er sich durchaus vorstellen. Aber nicht nur das: „Ich würde in Königslutter noch viel bewegen wollen.“ Dazu gehört, neue kulturelle Veranstaltungen in der Stadt einzuführen und zu etablieren ebenso, wie die Tradition mit am Leben zu erhalten. Der Dreiklang aus „Tradition – Moderne – Zusammenhalt“ macht für ihn seine Heimatstadt aus, die er keinesfalls missen möchte: „Ich möchte gerne hierbleiben.“
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Das Klöppeln hat mein Leben verändert.“
Zarte Landschaftsaquarelle hängen neben klassischen Klöppelbildern, dazwischen ausgefallene Kreationen, deren Technik sich den Betrachtenden erst auf den zweiten Blick als Klöppeleien erschließen. Die Wand über dem großen Esstisch im Wohnzimmer von Barbara Fiedler ist über und über bedeckt von Kunstwerken aus ihrer Hand, darunter eine abstrakte Interpretation Till Eulenspiegels, die auch schon im Eulenspiegelmuseum in Schöppenstedt ausgestellt war. Und dorthin soll das kleine Kunstwerk auch wieder zurück. Das hat die 82-Jährige längst entschieden.
„Ich mache gerne Handarbeiten und habe viel ausprobiert“, doch, so stellt sie unumwunden fest, „das Klöppeln hat mein Leben verändert.“ Diese alte Handarbeitskunst, die in den 70er-/80er-Jahren wiederbelebt wurde, zog Barbara Fiedler so sehr in ihren Bann, dass sie sich beim 1983 gegründeten Deutschen Klöppelverband sogar zur Kursleiterin ausbilden ließ. Anschließend führte sie an mehreren Volkshochschulen der Region interessierte Neueinsteigerinnen in die Kunst des Klöppelns ein. Dabei habe sie selbst viel entworfen und auch diese Fertigkeit an ihre Kursteilnehmerinnen weitergeben: „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und macht es noch immer.“ Vor allem aber „wurde ich durch das Klöppeln selbstständig und habe etwas bewegt“, stellt sie in der Rückschau zufrieden fest. So initiierte sie zehn Jahre nach der Wiedervereinigung die grenzüberschreitenden Klöppeltreffen der Deuregio Ostfalen mit, zu denen Frauen aus Ost und West in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn unter dem Motto „Grenzenlos Klöppeln“ zusammenfanden, gemeinsam klöppelten, an Kursen teilnahmen und die Ergebnisse ihrer Beiträge zu den jährlich ausgeschriebenen Wettbewerben ausstellten. Federführend beteiligt war Fiedler auch an der Gründung des Vereins „Europäisches FrauenKulturMuseum e. V.“ 2010 in Königslutter. In dessen Räumlichkeiten hinter der Stadtkirche werden nicht nur alte und neue Textilkunsttechniken gelehrt, sondern auch gesammelt und ausgestellt.
„Eva Fialová hat mich zum Zeichnen gebracht.“
Entscheidend geprägt hat Barbara Fiedler die Begegnung mit der für ihre kunstvollen Klöppeleien vielfach ausgezeichneten Tschechin Eva Fialová, einer der Wegbereiterinnen der modernen Spitzenkunst. „Eva Fialová hat mich zum Zeichnen gebracht“, betont sie und schwärmt von ihrem Besuch bei der Künstlerin und dem Urlaub, den sie in deren Häuschen mitten im Wald verbringen durfte. Überhaupt kam sie durch ihre Leidenschaft für die Kunst des Klöppelns weit herum, besuchte im Rahmen der vom Klöppelverband organisierten Reisen zahlreiche – auch historische – Klöppelhochburgen im In- und Ausland.
Doch Barbara Fiedler kam immer wieder gerne in ihr Königslutter zurück, wo sie seit fast 83 Jahren zuhause ist. Hier wuchs sie auf, hier besuchte sie die Schule, beendete ihre Ausbildung in einer Gärtnerei, heiratete 1961 und gebar noch im selben Jahr ihren einzigen Sohn. Später arbeitete die gelernte Floristin noch bis in die 80er-Jahre in dem traditionsreichen Familienbetrieb Blumenhaus Sammann mit. Nicht wenige ihrer Klöppelarbeiten zeugen denn auch von ihrer ausgeprägten Neigung zu allem, was wächst und gedeiht. Und so lautet der Titel des Klöppelbuches von Ulrike Voelcker, das demnächst „nach Entwürfen von Barbara Fiedler“ erscheinen wird, folgerichtig „Blütengrüße mit 2 Paaren“. Dieses für die internationale Klöppelgemeinschaft konzipierte und deshalb mehrsprachige Werk enthält neben wunderschönen Abbildungen einer Vielzahl filigraner Blüten, die zum Nacharbeiten der Motive hilfreichen Anleitungen, die sogenannten Klöppelbriefe.
„Den Berggarten habe ich schon als Kind geliebt.“
Die Stadt kennt die Tochter der beiden Königslutteraner Heini und Meta Aleith, geb. Ebeling, wie ihre Westentasche: „Den Berggarten habe ich schon als Kind geliebt.“ Nicht weit davon entfernt, in der Klosterstraße, wohnte die kleine Familie. Nachdem der Vater während des Zweiten Weltkriegs verschollen war, hatte ihre Mutter sie und ihren jüngeren Bruder unter großen Mühen alleine großziehen müssen. Das Viertel rund um den Dom bis hinauf zum Elmrand ist ihr ganz besonders vertraut geblieben, weshalb sie Gäste gerne in den Berggarten mitnimmt, mit ihnen die Kaiser-Lothar-Linde umrundet oder sie hinauf zur Lutterquelle führt. Keine Frage, Barbara Fiedler liebt ihr Königslutter. Vor allem alles Historische, die schmalen Gassen, die vielen unterschiedlichen Inschriften an den Häusern oder auch die traditionsreichen Kneipen haben es ihr angetan. Durchaus wünschenswert fände sie es, wenn auch die teils heruntergekommenen Fassaden restauriert und die ein oder andere Ecke besser gepflegt würden.
„Ich könnte mir nicht vorstellen, woanders zu leben.“
Nichtsdestotrotz: Während Barbara Fiedler von ihrem Königslutter erzählt, wird ihre Heimatliebe geradezu mit Händen greifbar: Zutiefst verwurzelt ist die 82-Jährige mit der Domstadt am Elm und wenn sie sich etwas nicht vorstellen kann, dann ist das, „woanders zu leben“.
Text: Christine M. Kaiser und Bilder: Volker Möll
„Es war immer mein Traum, ein eigenes Haus zu haben!“
„120 Tonnen Bauschutt haben wir, meine Familie, meine Freunde und ich, aus dem Haus getragen, 120 Tonnen!“, sagt Piotr Scheuner-Korzeniowski, als wir die Baustelle Am Markt 18 betreten und hintereinander eine breite Steintreppe nach oben steigen. Der Blick öffnet sich bis in den Dachstuhl hinauf, denn die beiden oberen Stockwerke wurden größtenteils entkernt. Auf dicken alten Eichenbalken liegen Holzplatten, über die derzeit die drei Wohnungen, die sich noch im Ausbau befinden, zu erreichen sind. „Es war immer mein Traum, ein eigenes Haus zu haben“, verrät uns der Vierundzwanzigjährige, der Königslutter am Elm zu seiner Wahlheimat gemacht hat, doch „mit der Sanierung dieses denkmalgeschützten Objekts habe ich mir ein richtig großes Projekt aufgeladen.“ Dafür brennt er. „Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich alle noch nicht sanierten alten Häuser in Königslutter restaurieren.“ Er ist sichtlich stolz auf die bisher geleistete Arbeit. Die Fassade im Obergeschoss ist schon renoviert mit hellen, aufeinander abgestimmten Pastelltönen, das dunkel hervorstechende Fachwerk gibt ihr Struktur. Obwohl auch äußerlich noch längst nicht fertiggestellt, lässt sich erahnen, wie sich das Gebäude in absehbarer Zeit in das Fachwerkensemble rund um den Marktplatz einfügen wird.
„Hier leben Menschen, die von überall herstammen, friedlich zusammen und der Zusammenhalt zwischen allen ist groß.“
All die Arbeit, sei es im Familienbetrieb, sei es auf der Baustelle, werde ihn noch einige Jahre in Anspruch nehmen, weiß Piotr Scheuner-Korzeniowski, doch sei sie keinesfalls Pflichterfüllung: „Man muss das Leben nehmen wie ein Spiel“, erläutert er seine Lebenseinstellung und ergänzt noch: „Viel und gerne zu lachen, das macht alles leichter!“ Als Rädchen im Getriebe einer Kleinstadt mit Bahnanschluss in die große weite Welt, sieht er sich. Hier hat er vor einem Jahr zusammen mit seiner Frau das Haus gegenüber dem Rathaus gekauft, was ihm im Nachhinein noch immer Gänsehaut verursacht, wenn er daran zurückdenkt. Hier plant er mit ihr die gemeinsame Zukunft.
Nach Königslutter am Elm kam er vor dreizehn Jahren: „Meine Mutter hatte damals den Fleischermeister Hubert Scheuner kennengelernt und ich verbrachte viel Zeit hier. Mit Freunden im Schwimmbad zu spielen, hat mir sehr viel Spaß gemacht.“ Nach Abitur und abgeschlossener Ausbildung als Hotelfachmann in Polen sowie einem Praktikum im Avalon Hotelpark Königshof startete er dann im Betrieb seines Stiefvaters durch und wuchs schnell in den Familienbetrieb hinein. Dabei kam ihm besonders im Kundenkontakt über die Ladentheke oder auch beim Ausliefern der Waren seine Ausbildung im Hotelfach zugute. „Es fällt mir leicht, freundlich zu sein denn hier waren von Anfang an auch alle supernett zu mir“, lacht er, überlegt kurz und bestätigt nochmals: „Ja, in Königslutter fühlte und fühle ich mich stets willkommen, die Stadt ist meine zweite Heimat geworden. Hier leben Menschen, die von überall herstammen, friedlich zusammen und der Zusammenhalt zwischen allen ist groß.“
„Wenn erst einmal unsere gemeinsame Wohnung in der Innenstadt fertig ist, sehen wir weiter.“
Seit einem Jahr ist Piotr Scheuner-Korzeniowski verheiratet. Noch wohnen er und seine Frau, die in Polen eine eigene Praxis als Podologin betreibt, nicht gemeinsam in der Domstadt. „Zum Glück bin ich in drei Stunden bei ihr“, erzählt er und fügt hoffnungsvoll hinzu: „Wenn erst einmal unsere gemeinsame Wohnung in der Innenstadt fertig ist, sehen wir weiter.“ Das Band in die polnische Heimat ist eng geknüpft und gleichzeitig ist Königslutter für ihn eine Stadt der Möglichkeiten geworden. An einer Wand der Fleischerei hängt ein Foto mit einer Weide voller Rinder. Es handelt sich um Charolaisrinder, die sein Schwiegervater in Polen züchtet: „Wir sehen die Tiere aufwachsen und sorgen dafür, dass es ihnen gutgeht“, schildert der Schwiegersohn die Gegebenheiten vor Ort, „und klar, werden sie irgendwann geschlachtet. Das Fleisch verkaufen wir dann auch hier.“ Ansonsten stamme das Angebot in der Fleischerei aber aus der Region, also aus einem Umkreis von höchstens 50 Kilometern. Und dazu gehöre auch der Honig aus Klein-Steimke oder die Eier aus Sunstedt und natürlich auch die Forellen, die er gemeinsam mit seinem Stiefvater fängt, denn er ist leidenschaftlicher Fliegenfischer. Scheuner-Korzeniowski betont: „Es sind schwere Zeiten, aber die regionalen Erzeuger halten alle zusammen.“ Daraus kann etwas entstehen. Leben und Arbeiten, Arbeiten und Leben, das lässt sich in einem Familienbetrieb wohl kaum getrennt betrachten. Aber „eigentlich ist es gar keine Arbeit, denn ich bin dabei immer mit meiner Familie zusammen, also den Menschen, die ich liebe.“
Bei aller Beschaulichkeit erlebt der Vierundzwanzigjährige Königslutter als lebendig und weltoffen. Vom Vorurteil mancher Menschen, in Kleinstädten sei nichts los und nur Großstädte hätten etwas zu bieten, hält er nichts. Gern würde er sie nach Königslutter einladen und ihnen beweisen, dass das Leben hier auch für junge Leute lebenswert sei. Sie müssten nur die Augen öffnen. Piotr Scheuner-Korzeniowski scheint angekommen: „Ich habe jetzt zwei Länder, die ich liebe, Deutschland und Polen.“ Und sollte das Leben ihn doch wieder einmal von hier wegführen, so ist er sicher: „Königslutter wird immer in meinem Herzen bleiben.“
Die Initiative „Mein Königslutter“ kommt vom Innenstadtmanagement, das zusammen mit Menschen aus der MachBar die Einwohner der Stadt zu Wort kommen lassen will.
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